schwankende Wassertemperaturen Mangel
Um zu verstehen, ob schwankende Wassertemperaturen einen Mangel darstellen, müssen zunächst einmal die geltenden technischen Grundlagen für Temperaturschwankungen von Wasser in Wohngebäuden erläutert und die geltenden Richtlinien und Normen betrachtet werden.
Technische Grundlagen der Trinkwasserversorgung
Für die Beurteilung ist zum einen die Trinkwasserverordnung (TrinkwV) von Bedeutung. Diese besagt, dass in dem gesamten Wassersystem des Objekts gerade so viel Trinkwasser enthalten sein darf, wie die geplante Nutzung erfordert. In dem „gesamten Wassersystem des Objekts“ sind Leitungen, Armaturen sowie Speicherbehälter enthalten. Hierdurch wird generell die Trinkwasserhygiene verbessert, da Gefahr von Keimbildung durch einen kürzeren Aufenthalt der Wassermengen (da nur bedarfsgerechte Mengen bewegt werden) verringert wird.
Zu betrachten wäre im Zuge dessen ebenfalls die DIN 1988 „Technische Regeln für Trinkwasser-Installationen“. Diese DIN schreibt fest, dass ebenfalls der Durchmesser der wasserführenden Leitungen nicht breiter sein darf als notwendig. Die Beweggründe sind ebenfalls in der Trinkwasserhygiene begründet und ergänzen somit die Trinkwasserverordnung.
Was hat das für Auswirkungen auf das Schwanken von Wassertemperaturen?
Durch den geringeren Durchmesser von Rohren nimmt die Fließgeschwindigkeit des Wassers innerhalb der Rohre zu. Hierdurch ist das System in der Regel anfälliger für Temperaturschwankungen.
Festgelegte Grenzwerte für hinnehmbare Temperaturdifferenzen schreiben jedoch weder die Trinkwasserverordnung noch die DIN 1988 vor.
Eine Orientierung bietet aber beispielsweise die VDI-Richtlinie 6003:2018-08 „Trinkwassererwärmungsanlagen – Komfortkriterien und Anforderungsstufen für Planung, Bewertung und Einsatz“. Diese Richtlinie stellt zwar keine anerkannte Regel der Technik dar, kann jedoch als Vertragsgrundlage bei Bauprojekten herangezogen werden, wenn beide Parteien dem zustimmen. Auch wenn diese Richtlinie in der Praxis eher selten angewandt wird, dienen die Richtgrößen allerdings einen Anhaltspunkt für Temperaturschwankungen.
Es sind verschiedene Komfortstufen definiert. Die niedrigste Komfortstufe beschreibt eine maximale Temperaturschwankung von 5 K (Kelvin), die höchste Komfortstufe beschreibt eine maximale Temperaturschwankung von 2 K – das entspräche einer Differenz von 2°C.
Eine noch geringere Temperaturschwankung wäre ebenfalls aufgrund von geltenden Prüftoleranzen nicht umsetzbar, wenn die DIN EN 1111:2017-10 „Sanitärarmaturen – Thermostatische Mischer (PN 10) – Allgemeine technische Spezifikation“ betrachtet wird.
Medizinische Gründe für schwankende Wassertemperaturen als Mangel
Um eine eventuelle Verbrühung aufgrund von zu hohen Temperaturen hervorzurufen sind sowohl die Temperaturen als auch die Expositionszeit wichtig. Laut DIN EN 806-2:2005-06 „Technische Regeln für Trinkwasser-Installationen – Teil 2: Planung“ sollte zwar eine Maximaltemperatur von 43°C nicht überschritten werden, allerdings treten die ersten Anzeichen einer Verbrühung in der Regel in der Praxis erst ab einer Temperatur von 46°C und einer Exposition von mehr als einer Stunde auf, oder bei einer Temperatur von 58°C und einer Exposition von 4 Sekunden. Der Temperaturanstieg auf 58°C für wenige Sekunden würde dementsprechend eine Temperaturdifferenz von etwa 20 K als Ursache haben (bei einer durchschnittlichen Duschtemperatur von 38°C), was in der Praxis kaum vorkommen mag.
Was bedeutet das in der Praxis für schwankende Wassertemperaturen?
Es wird in keiner DIN beschrieben, welche maximalen Temperaturdifferenzen Trinkwasser in Wohngebäuden aufweisen darf, also besteht keine Grundlage für die Beschreibung eines Mangels.
Wenn alle oben erläuterten Punkte betrachtet werden, wäre die niedrigste praktische Temperaturschwankung von etwa 2-3 K realistisch. Bei einer Duschtemperatur von 38°C wären also Schwankungen von 35°C – 41°C als völlig normal anzusehen – wenn nicht sogar mehr.
Quellen:
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- Trinkwasserverordnung (TrinkwV), Verordnung über die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch vom 21.05.2001, 4. Änderung am 19.06.2020
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- DIN 1988-300:2012-05 Technische Regeln für Trinkwasser-Installationen – Teil 300: Ermittlung der Rohrdurchmesser, Technische Regel des DVGW
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- DIN 1988-200:2012-05 Technische Regeln für Trinkwasser-Installationen – Teil 200: Installation Typ A (geschlossenes System) – Planung, Bauteile, Apparate, Werkstoffe; Technische Regel des DVGW
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- VDI 6003:2018-08 Trinkwassererwärmungsanlagen – Komfortkriterien und Anforderungsstufen für Planung, Bewertung und Einsatz
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- DIN EN 1111:2017-10 Sanitärarmaturen – Thermostatische Mischer (PN 10) – Allgemeine technische Spezifikation
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- DIN EN 806-2:2005-06 Technische Regeln für Trinkwasser-Installationen – Teil 2: Planung
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- Madea, Burkhard (Hrsg.) (2025): Rechtsmedizin. Befunderhebung, Rekonstruktion, Begutachtung. 3. Auflage. Springer Verlag. Berlin.
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