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Muss der Mieter beim Auszug die Wohnung streichen?

Muss der Mieter beim Auszug die Wohnung streichen?

Als Mieter gibt es immer wieder Unsicherheiten, wenn es um das Thema „Wohnung streichen beim Auszug“ geht. Muss ich tatsächlich die Wände frisch streichen oder reicht es, die Wohnung sauber zu hinterlassen? In diesem Artikel klären wir nicht nur, ob du als Mieter beim Auszug streichen musst, sondern auch, unter welchen Umständen das der Fall ist und welche rechtlichen Grundlagen es gibt.

1. Was ist eigentlich gemeint mit „Streichen“?

Wenn von „Streichen“ die Rede ist, wird in der Regel das Auffrischen der Wände und Decken durch einen neuen Anstrich verstanden. Es geht also nicht nur um das Beseitigen von Schmutz oder Flecken, sondern auch um eine optische Aufwertung, die dazu dient, die Wohnung in einem „neuen“ Zustand zu präsentieren. Das Streichen kann auch die Beseitigung von Farben, die im Laufe der Mietzeit aufgetragen wurden, beinhalten.

2. Der allgemeine Zustand der Wohnung beim Auszug

Gemäß dem deutschen Mietrecht bist du als Mieter verpflichtet, die Wohnung in einem „vertragsgemäßen Zustand“ zurückzugeben. Dies bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass du die Wohnung streichen musst, es sei denn, es gibt bestimmte Vorschriften im Mietvertrag oder es liegt eine außergewöhnliche Abnutzung vor.

Im Allgemeinen müssen normale Abnutzungserscheinungen, wie leichte Gebrauchsspuren, die durch den täglichen Gebrauch entstehen, nicht beseitigt werden. So können kleine Kratzer, die durch Möbel verursacht wurden, oder eine leichte Patina an den Wänden in der Regel toleriert werden.

3. Wann muss ein Mieter streichen?

Es gibt jedoch Fälle, in denen du verpflichtet sein könntest, beim Auszug zu streichen. Diese sind:

a. Vertragliche Vereinbarungen

Viele Mietverträge enthalten Klauseln, die den Mieter verpflichten, bei Auszug Schönheitsreparaturen, wie das Streichen der Wände, durchzuführen. Diese Klauseln sind allerdings nicht immer rechtmäßig. Sie müssen den Mieter nicht unangemessen benachteiligen und müssen den rechtlichen Vorgaben entsprechen, um gültig zu sein. Besonders problematisch ist es, wenn der Mietvertrag eine Klausel enthält, die den Mieter bei Auszug automatisch zum Streichen verpflichtet, ohne dabei den Zustand der Wohnung zu berücksichtigen.

b. Außergewöhnliche Abnutzung oder Schäden

Wenn die Wohnung stark abgenutzt oder verschmutzt ist, insbesondere die Wände und Decken, kann der Vermieter verlangen, dass diese Bereiche gestrichen werden. Ein gutes Beispiel hierfür sind starke Nikotinablagerungen, Fettflecken in der Küche oder andere schwer zu entfernende Verschmutzungen. Hier ist der Mieter tatsächlich verpflichtet, den Zustand der Wohnung zu verbessern, um sie in einen vertragsgemäßen Zustand zu versetzen.

c. Wände mit auffälligen Farben

Auffällige Farben sind solche, die nicht den üblichen, neutralen Farbtönen entsprechen, die in den meisten Mietwohnungen verwendet werden. Hierzu zählen insbesondere:

  • Kräftige, auffällige Farben: Dunkelrot, Knallgrün, leuchtendes Blau, Schwarz oder Neonfarben sind Beispiele für Töne, die den Raum visuell dominieren können und oft als unpassend für Mietwohnungen gelten.
  • Wände in untypischen Farbkombinationen: Wenn du beispielsweise zwei oder mehr intensive Farben in einem Raum kombiniert hast, kann dies von Vermietern als störend empfunden werden, besonders wenn der Raum dadurch ungewöhnlich wirkt.
  • Muster und Tapeten: Tapeten oder Wandmuster in kräftigen Farben, die unruhig wirken, wie starke geometrische Muster oder auffällige Designs, könnten ebenfalls als unpassend angesehen werden, da sie den Geschmack vieler potenzieller neuer Mieter nicht treffen.

In diesen Fällen wird von dir als Mieter erwartet, dass du die Wände in neutralen, dezenten Farben (z. B. Weiß, Beige) zurückversetzt, um die Wohnung für den nächsten Mieter optisch ansprechend zu gestalten.

Warum sind auffällige Farben problematisch?

  • Neutrale Farben sind universeller: Sie passen zu den meisten Möbeln und Einrichtungsstilen, was es für neue Mieter leichter macht, sich in der Wohnung einzurichten.
  • Ästhetische Anpassung: Vermieter möchten oft, dass die Wohnung für verschiedene potenzielle Mieter optisch ansprechend bleibt, was durch auffällige Farben erschwert wird.

Insgesamt ist es ratsam, die Wohnung bei Auszug in einem neutralen Zustand zu hinterlassen, wenn auffällige Farben verwendet wurden, um mögliche Konflikte oder Renovierungsforderungen zu vermeiden.

4. Schönheitsreparaturen: Wann sind sie erforderlich?

Schönheitsreparaturen sind Arbeiten, die der regelmäßigen Pflege und Instandhaltung der Wohnung dienen. Dazu gehören neben dem Streichen der Wände auch Aufgaben wie das Nachbessern von Rissen in Wänden, das Streichen von Türen oder Fenstern und das Lackieren von Heizkörpern. In der Praxis gibt es in Mietverträgen oft spezielle Klauseln zu den Fristen für diese Arbeiten. In der Regel werden diese Arbeiten alle paar Jahre erforderlich, vor allem in viel genutzten Räumen wie Fluren und Küchen. Die regelmäßige Instandhaltung von Wänden und Decken kann Teil der vertraglichen Verpflichtungen sein.

Fristen und Renovierungszyklen

Die Fristen für Schönheitsreparaturen sind nicht immer festgelegt, können aber in Mietverträgen spezifiziert sein. Der Gesetzgeber hat vor allem festgelegt, dass solche Arbeiten im Normalfall nur dann verlangt werden dürfen, wenn eine angemessene Frist seit der letzten Renovierung vergangen ist. Es gibt keinen festen Zeitrahmen, aber in der Praxis liegt der Zeitraum für Renovierungsarbeiten zwischen 3 und 5 Jahren, abhängig von der Intensität der Nutzung.

5. Die rechtliche Lage zu Renovierungsklauseln

Die meisten Streitigkeiten zwischen Vermieter und Mieter entstehen durch Renovierungsklauseln im Mietvertrag. Diese Klauseln, die den Mieter zur Durchführung von Schönheitsreparaturen verpflichten, sind oft nicht ganz eindeutig oder sogar ungültig. Nach der aktuellen Rechtsprechung ist eine Renovierungsklausel dann unwirksam, wenn sie den Mieter unangemessen benachteiligt. Ein Beispiel ist die Regelung, dass der Mieter auch dann renovieren muss, wenn die Wohnung eigentlich in einem guten Zustand ist.

Wichtige Punkte bei Renovierungsklauseln:

  • Unangemessene Klauseln: Wenn der Mietvertrag verlangt, dass du beim Auszug renovieren musst, obwohl keine starken Gebrauchsspuren vorliegen, ist diese Klausel in vielen Fällen nicht rechtmäßig.
  • Abnutzung vs. Verschleiß: Auch hier gilt, dass du nicht für die gewöhnliche Abnutzung verantwortlich bist. Du musst keine Wände streichen, wenn es sich lediglich um normale Gebrauchsspuren handelt.
  • Befristung: Der Mieter darf nicht gezwungen werden, sofort beim Auszug zu renovieren, es sei denn, es ist eine vertraglich vereinbarte Regelung und die Abnutzung ist entsprechend gravierend.

Die Regelungen zu Schönheitsreparaturen

Die Regelungen zu Schönheitsreparaturen und den Pflichten des Mieters, etwa beim Streichen der Wände, finden sich vor allem im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB).
Die Frage, ob auffällige Farben beim Auszug entfernt werden müssen, wird nicht direkt im BGB behandelt, sondern ergibt sich aus der allgemeinen Pflicht, die Wohnung in einem vertragsgemäßen Zustand zu hinterlassen. Das bedeutet, dass das Streichen von auffälligen Farben als Teil der Schönheitsreparaturen gesehen werden kann, wenn der Vermieter es als notwendig erachtet, die Wohnung in einen neutralen Zustand zu versetzen.

In der Praxis bedeutet dies, dass der Mieter bei auffälligen Farben zur Rückkehr zu neutralen Tönen verpflichtet sein kann, wenn dies vertraglich geregelt ist oder der Zustand der Wohnung durch die auffällige Gestaltung beeinträchtigt wird. Es wird oft als sinnvoll angesehen, Wände bei Auszug in Weiß oder hellen Grautönen zurückzugeben, um Streitigkeiten zu vermeiden.

6. Überprüfung der Mietvertraglichen Verpflichtungen

Wenn dein Mietvertrag eine Klausel über Schönheitsreparaturen enthält, solltest du diese genau lesen. Überprüfe, ob die Klausel mit den aktuellen gesetzlichen Vorgaben übereinstimmt. Wenn du Zweifel an der Gültigkeit der Klausel hast oder dir unsicher bist, ob du streichen musst, ist es ratsam, den Vertrag von einem Anwalt überprüfen zu lassen. Ein Anwalt für Mietrecht kann dir helfen, deine Rechte und Pflichten genau zu verstehen und gegebenenfalls rechtlich gegen unzulässige Anforderungen vorzugehen.

7. Was passiert, wenn der Mieter nicht streicht?

Wenn du als Mieter beim Auszug nicht streichst, obwohl du dazu verpflichtet bist, kann der Vermieter in der Regel die Kosten für das Streichen von deiner Kaution abziehen oder sogar eine Nachzahlung verlangen. Sollte es zu einem Rechtsstreit kommen, prüft ein Gericht, ob die Verpflichtung zur Renovierung im Mietvertrag rechtlich zulässig war. In vielen Fällen wird der Vermieter aufgefordert, die Renovierungskosten detailliert nachzuweisen.

8. Fazit: Muss der Mieter beim Auszug streichen?

Die Antwort auf die Frage, ob du beim Auszug streichen musst, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Es kommt auf die Vereinbarungen im Mietvertrag an und darauf, wie stark die Wohnung abgenutzt ist. Grundsätzlich musst du die Wohnung in einem ordentlichen Zustand zurückgeben, was in der Regel auch eine saubere Wohnung beinhaltet, jedoch keine pauschale Pflicht zum Streichen bedeutet, außer es gibt klare vertragliche Vorgaben. Bei Unsicherheiten lohnt es sich, rechtzeitig juristischen Rat einzuholen oder auch eine Begleitung der übergäbe der Wohnung durch einen unabhängigen Baugutachter, um unangenehme Überraschungen zu vermeiden.

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