• tim@deine-baugutachter.de
Energie & Klima
Müssen Häuser atmen? Warum Lüften wichtiger ist als „atmende“ Wände

Müssen Häuser atmen? Warum Lüften wichtiger ist als „atmende“ Wände

Immer wieder liest man in Fachartikeln die Aussage, ein Haus müsse „atmen“. Gemeint ist damit meist die Fähigkeit von Wandoberflächen, Feuchtigkeit aus der Raumluft aufzunehmen und später wieder abzugeben. Dieser Prozess nennt sich Feuchtepufferung. Viele verwechseln das jedoch mit einem Luftaustausch durch die Wand – und genau das führt oft zu falschen Schlüssen beim Thema Müssen Häuser atmen?

Wenn du das Wort „atmen“ hörst, denkst du wahrscheinlich automatisch an Luftaustausch. Deshalb glauben manche, dass Luft durch Wände dringen sollte und dass eine luftdichte Bauweise schaden würde. Das ist aber falsch.
Der tatsächliche Luftaustausch in Gebäuden findet ausschließlich durch kontrolliertes Lüften statt – entweder klassisch über das Öffnen der Fenster oder über technische Systeme wie Fensterfalzlüfter oder Lüftungsanlagen.

Nur eine konsequent luftdichte Gebäudehülle sorgt dafür, dass dein Haus energieeffizient bleibt, keine Wärme verliert und langfristig vor Feuchteschäden geschützt ist. Ritzen, Fugen und Undichtigkeiten ersetzen kein Lüften – sie verursachen Probleme.

So funktioniert Feuchtepufferung wirklich

Wenn du kochst oder duschst, entsteht in kurzer Zeit viel Wasserdampf. Sorptionsfähige Materialien wie Putze, Tapeten, Holzoberflächen oder Textilien nehmen kurzfristig einen Teil dieser Feuchtigkeit auf. Sobald du lüftest und die Luftfeuchtigkeit sinkt, geben sie diese wieder ab.
Das hat zwei Vorteile:

  • Feuchtespitzen werden abgefedert
  • Die Raumluft erreicht schneller ein angenehmes Feuchteniveau

Baubiologen empfehlen daher häufig besonders sorptionsfähige Baustoffe wie Lehmputz. Diese Materialien helfen, das Raumklima zu stabilisieren – aber sie ersetzen niemals das Lüften.

Wenn Baustoffe dauerhaft zu feucht bleiben, kommt es unweigerlich zu Problemen wie Schimmelbildung oder Schäden an der Bausubstanz.

Meine Empfehlung: Um die relative Luftfeuchtigkeit zu überwachen und zu wissen, wann du lüften solltest, eignet sich ein Hygrometer – zum Beispiel dieses hier.

Diffusion, Sorption und Konvektion – was ist was?

Damit du den Unterschied verstehst:

Sorption (Feuchtepufferung)

Oberflächen nehmen Feuchte auf und geben sie wieder ab. Das passiert langsam und ist ein temporärer Puffer.

Diffusion (langsamer Feuchtetransport durch Bauteile)

Gasmoleküle wandern durch Materialien, um Konzentrationen auszugleichen.

  • Im Winter: von innen nach außen
  • Im Sommer: von außen nach innen

Diffusion ist sehr langsam und ersetzt niemals Lüftung.

Konvektion (Feuchteeintrag durch Luftströmung)

Luft transportiert Feuchtigkeit mit – z. B. beim Lüften.
Durch Leckagen in der Gebäudehülle gelangt feuchte Raumluft unkontrolliert in Bauteile, wo sie kondensieren kann. Das ist einer der Hauptgründe für verdeckten Bauschaden und Schimmel.

Sollte ein Haus nicht automatisch Luft austauschen?

Natürlich braucht ein Haus frische Luft. Ein kontinuierlicher Luftwechsel verbessert das Raumklima und reduziert Feuchtelasten.
Aber: Auf keinen Fall darf dieser Luftwechsel über Undichtigkeiten („Fugenlüftung“) stattfinden.

Warum?

Weil Leckagen zu folgenden Problemen führen:

  • unkontrollierbarer Energieverlust
  • Zugerscheinungen
  • Schimmel in Bauteilen
  • Durchfeuchtungen
  • Schäden in Dämmung und Konstruktion

Wenn du keine Lüftungsanlage hast, reicht regelmäßiges Stoßlüften völlig aus. Moderne Fensterfalzlüfter können zusätzlich helfen, ohne dass du ständig ans Lüften denken musst.

FAQ – Müssen Häuser atmen?

Atmen moderne Häuser wirklich?

Nein. Wände tauschen keine Luft aus. Der Luftwechsel erfolgt ausschließlich über Lüften oder Lüftungssysteme.

Ist eine luftdichte Bauweise sinnvoll?

Ja, sie ist heute Standard. Nur so bleiben Energieverbrauch gering und Bauschäden aus.

Reicht Feuchtepufferung aus, um Schimmel zu verhindern?

Nein. Sie hilft, aber regelmäßiges Lüften ist immer notwendig.

Können Lehmputze das Raumklima verbessern?

Ja, Lehm ist ein sehr guter Feuchtepuffer – ersetzt aber ebenfalls kein Lüften.

Alles, was du über den Blower-Door-Test wissen musst – inklusive Kosten, findest du in diesem Artikel.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Icon Haus Bauen
Datenschutz-Übersicht

Diese Website verwendet Cookies, damit wir dir die bestmögliche Benutzererfahrung bieten können. Cookie-Informationen werden in deinem Browser gespeichert und führen Funktionen aus, wie das Wiedererkennen von dir, wenn du auf unsere Website zurückkehrst, und hilft unserem Team zu verstehen, welche Abschnitte der Website für dich am interessantesten und nützlichsten sind.