• tim@deine-baugutachter.de
Energie & Klima
Lehmputz und Luftdichtheit nach dem GEG

Lehmputz und Luftdichtheit nach dem GEG

Lehmputz wird im nachhaltigen Bauen immer beliebter. Er reguliert Feuchtigkeit, sorgt für ein angenehmes Raumklima und ist frei von schädlichen Stoffen. Doch eine Frage taucht immer wieder auf:
Kann Lehmputz luftdicht sein – und erfüllt er die Anforderungen der Luftdichtheit nach dem Gebäudeenergiegesetz (GEG)?

Die kurze Antwort:
Lehmputz allein ist nicht automatisch luftdicht, kann aber Teil einer luftdichten Ebene sein.
Damit er wirklich luftdicht wirkt, braucht es bestimmte Schichten, Details und Anschlüsse, die fachgerecht ausgeführt werden.

Was bedeutet „luftdicht nach GEG“ überhaupt?

Das GEG (Gebäudeenergiegesetz) schreibt vor, dass Gebäude dauerhaft luftundurchlässig sein müssen. Ziel ist es, Wärmeverluste, Feuchteeintrag in die Bauteile und Bauschäden zu vermeiden.

Luftdichtheit hat nichts mit diffusionsdicht zu tun.
Ein Bauteil darf also Feuchtigkeit „atmen“, aber keine Luft durchlassen.

Typische Leckagen sind:

  • Fensteranschlüsse
  • Steckdosen in Außenwänden
  • Übergänge Wand–Decke
  • Installationsschächte
  • Risse im Putz
  • Falsch verklebte Dampfbremse

Hier entscheidet die Verarbeitung, nicht das Material allein.

Ist Lehmputz an sich luftdicht?

Nein, Lehmputz ist allein nicht luftdicht, weil Lehm ein eher grobes Material ist und:

  • feine Risse entstehen können
  • der Putz keine geschlossene, versiegelte Struktur bildet
  • Anschlüsse allein mit Lehm nicht technisch normgerecht abzudichten sind

Allerdings gilt:
Wenn Lehmputz dick genug und absolut rissfrei verarbeitet wird, kann er die Luftdichtheit unterstützen.
Er ersetzt jedoch keine Bauteilanschlüsse oder Abdichtsysteme.

Wie kann ein Wandaufbau mit Lehm luftdicht werden?

Damit eine Lehmwand die Anforderungen nach GEG erfüllt, müssen bestimmte Maßnahmen umgesetzt werden:

Eine separate Luftdichtheitsschicht einplanen

Typische Lösungen:

  • Lehmplatten + Dampfbremse (z. B. intelligente Folien)
  • Massivwand (z. B. Ziegel) + Lehmputz, wobei der Putz nur die Oberfläche bildet
  • Holzständerwand mit Luftdichtbahn hinter dem Lehmputz

Die Luftdichtheit wird also meistens durch eine Folie, eine Bahn oder eine massive Wand hergestellt, nicht durch den Lehmputz selbst.

Rissbildung verhindern

Lehm neigt zum Reißen – daher:

  • Gewebeeinlage (Armierungsgewebe) einarbeiten
  • mehrlagig verputzen
  • Trocknungszeiten einhalten
  • Untergründe sorgfältig vorbereiten

So wird die luftdichtheitsrelevante Oberfläche stabiler.

Alle Bauteilanschlüsse korrekt abdichten

Die wichtigsten Punkte:

Fensteranschlüsse

  • Anschlussbänder innen (luftdicht)
  • außen diffusionsoffen
  • Anschlussfugen nicht nur mit Lehm „ausstopfen“

Steckdosen

  • luftdichte Dosen
  • Manschetten
  • keine offenen Leitungsdurchführungen

Decken- und Wandanschlüsse

  • Übergänge mit Dichtklebern, Bändern und Dichtputzen
  • keine offenen Fugen hinter dem Putz

Durchdringungen (Rohre, Kabel, Lüftung)

  • Manschetten
  • luftdichte Kleber

Kurz gesagt: Lehmputz deckt zwar alles schön ab, macht es aber nicht luftdicht – dafür braucht es Systemkomponenten.

Kann Lehmputz Teil der luftdichten Ebene sein?

Ja – aber nur, wenn:

  • der Untergrund selbst luftdicht ist
  • der Lehmputz rissfrei aufgetragen wurde
  • alle Anschlüsse mit geprüften Systemen abgedichtet sind
  • ein Blower-Door-Test das Ergebnis bestätigt

Lehmputz wird dann ein Bauteil der luftdichten Schicht, aber nie deren alleinige Grundlage.

Lehmputz + Luftdichtheit: Die beste Kombination

Für Neubau und Sanierung haben sich folgende Systeme bewährt:

Empfohlene mögliche Kombinationen:

  • Holzständerwand + variable Dampfbremse + Lehmputz
  • Lehmplatten + luftdichte Installationsschicht

Best Practice:

  • Luftdichtbahn setzen
  • Anschlüsse vollständig abdichten
  • Armierungsgewebe im Lehmputz
  • Blower-Door-Test vor Endputz

Damit wird das Gebäude GEG-konform und gleichzeitig ökologisch.

Fazit: Wie wird Lehmputz luftdicht?

  • Lehmputz ist nicht automatisch luftdicht.
  • Mit dem richtigen Wandaufbau kann Lehm aber Teil der Luftdichtheitsebene sein.
  • Entscheidend sind Anschlüsse, Abdichtbänder, Folien, Manschetten und eine fachgerechte Ausführung.
  • Ein abschließender Blower-Door-Test bestätigt die Luftdichtheit.

Lehmputz bleibt damit ein hervorragender Baustoff für Raumklima, Nachhaltigkeit und Wohngesundheit – und mit der richtigen Kombination auch GEG-konform.

Quelle: Gesetz zur Einsparung von Energie und zur Nutzung erneuerbarer Energien zur Wärme- und Kälteerzeugung in Gebäuden* (Gebäudeenergiegesetz – GEG)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Icon Haus Bauen
Datenschutz-Übersicht

Diese Website verwendet Cookies, damit wir dir die bestmögliche Benutzererfahrung bieten können. Cookie-Informationen werden in deinem Browser gespeichert und führen Funktionen aus, wie das Wiedererkennen von dir, wenn du auf unsere Website zurückkehrst, und hilft unserem Team zu verstehen, welche Abschnitte der Website für dich am interessantesten und nützlichsten sind.