Asbest im Hausbau: Wo es verwendet wurde und wie du sicher damit umgehst
Asbest im Hausbau – ein Baustoff, der einst als Wunder der Technik galt, sorgt heute für Besorgnis und Unsicherheit. Besonders in Gebäuden, die vor den 1990er Jahren errichtet wurden, steckt Asbest oft noch versteckt in verschiedenen Materialien. In diesem Artikel erfährst du, warum Asbest so häufig im Bau verwendet wurde, wo du es im Haus finden kannst, welche Gefahren es birgt und wie du sicher damit umgehst.
Was ist Asbest und warum wurde es so häufig verwendet?
Asbest ist ein natürlich vorkommendes Mineral, das aus extrem feinen, widerstandsfähigen Fasern besteht. Es ist nicht nur hitzebeständig und isolierend, sondern auch elastisch und chemikalienresistent. Diese Eigenschaften machten Asbest besonders im Bauwesen zu einem vielseitigen Material. Zwischen 1930 und 1993 wurde es in zahlreichen Produkten eingesetzt, insbesondere in Europa und Deutschland.
Asbest im Hausbau wurde vor allem wegen seiner:
- Hitzebeständigkeit (ideal für Brandschutzmaterialien)
- Guten Isoliereigenschaften (zur Wärme- und Schalldämmung)
- Wirtschaftlichkeit (günstig und leicht verfügbar)
- Langlebigkeit (nicht anfällig für Rost oder Verfall)
…geschätzt und fand in fast allen Bereichen des Bauwesens Anwendung.
Wo wurde Asbest im Hausbau verwendet
Asbest war nahezu überall in älteren Gebäuden zu finden. Die folgende Liste zeigt dir, in welchen Bauteilen und Materialien Asbest häufig vorkam:
1. Dächer und Außenbereiche
- Wellasbestplatten: Häufig für Dächer von Garagen, Scheunen und Industriehallen verwendet.
- Fassadenverkleidungen: Asbestzementplatten wurden an vielen Häuserfassaden angebracht, da sie wetterbeständig waren.
- Dachschindeln und Dacheindeckungen: Besonders in den 60er- und 70er-Jahren waren sie beliebt.
2. Innenräume
- Bodenbeläge:
- Asbest wurde in Vinylplatten (sogenannten „Flexplatten“) verwendet.
- Der darunterliegende Kleber enthielt oft ebenfalls Asbest.
- Deckenplatten: Akustik- und Brandschutzdecken in Büros und Wohnhäusern enthielten häufig Asbest.
- Trennwände: Platten aus Asbestzement dienten als günstige und langlebige Wandmaterialien.
- Heizungsisolierungen: Rohre und Kessel wurden mit asbesthaltigen Materialien isoliert, um Wärmeverlust zu minimieren.
3. Brandschutz und Dämmung
- Brandschutztüren und Brandschutzverkleidungen: Diese enthielten oft Asbest, um Feuerbeständigkeit zu gewährleisten.
- Spritzasbest: Wurde großflächig als Isolierung in Kellern, Tiefgaragen und Industrieanlagen aufgetragen.
- Feuerfeste Unterlagen: Etwa bei Heizgeräten oder Öfen.
4. Kleber, Dichtungen und Spachtelmassen
- Fliesenkleber: In Badezimmern und Küchen enthielten viele Kleber Asbestfasern.
- Dichtungen: Rohrleitungen, Fenster- und Türrahmen wurden mit asbesthaltigen Materialien abgedichtet.
- Spachtelmassen und Farben: Zur Verbesserung der Stabilität und Feuerresistenz wurden Asbestfasern beigemischt.
5. Wasserleitungen und Schächte
- Asbestzementrohre: Diese wurden für Wasser- und Abwasserleitungen eingesetzt.
- Schächte und Lüftungsanlagen: Asbest wurde zur Verstärkung und Dämmung verbaut.
Warum ist Asbest so gefährlich?
Asbest ist in festen Materialien relativ ungefährlich, solange diese intakt bleiben. Sobald jedoch Materialien beschädigt, geschnitten oder gebohrt werden, setzen sie feinste Fasern frei. Diese Fasern sind so klein, dass sie über die Atemwege in die Lunge gelangen können, wo sie nicht mehr abgebaut werden.
Die gesundheitlichen Folgen einer Asbestexposition sind gravierend:
- Asbestose: Eine Vernarbung des Lungengewebes, die die Atmung erschwert.
- Lungenkrebs: Menschen, die regelmäßig Asbest ausgesetzt waren, haben ein erhöhtes Risiko.
- Mesotheliom: Ein bösartiger Tumor des Brust- oder Bauchfells, der fast ausschließlich durch Asbest verursacht wird.
Die Symptome treten oft erst 10 bis 40 Jahre nach der Exposition auf, was die Gefahr zusätzlich verschärft.
Wie erkennst du Asbest in deinem Zuhause?
Da Asbest in so vielen Materialien enthalten sein kann, ist es schwer, es mit bloßem Auge zu erkennen. Einige Indizien können jedoch auf Asbest hinweisen:
- Alter des Hauses: Gebäude, die vor 1993 gebaut wurden, enthalten oft Asbest.
- Materialtyp: Alte Dachplatten, bröckelnde Rohrisolierungen oder Klebereste unter Bodenbelägen könnten asbesthaltig sein.
- Optische Hinweise: Rissige, bröckelnde oder stark abgenutzte Materialien in älteren Gebäuden.
Um sicherzugehen, ist eine Prüfung durch Fachleute unerlässlich. Sie können Proben nehmen und analysieren lassen.
Was tun, wenn Asbest in deinem Haus ist?
Wenn du Asbest in deinem Zuhause vermutest, solltest du folgende Schritte unternehmen:
- Materialien unberührt lassen: Beschädigungen oder Manipulationen an den Materialien erhöhen die Gefahr.
- Fachfirma kontaktieren: Beauftrage eine zertifizierte Firma, die Proben entnimmt und analysiert.
- Asbestsanierung planen: Falls Asbest entfernt werden muss, darf dies nur von zugelassenen Spezialisten durchgeführt werden.
- Richtige Entsorgung sicherstellen: Asbest muss gemäß den Vorschriften in speziellen Deponien entsorgt werden.
Wie wird Asbest sicher entfernt?
Die Entfernung von Asbest ist streng reguliert und darf nur von Fachleuten durchgeführt werden. Die Arbeiten erfolgen in mehreren Schritten:
- Abdichtung des Bereichs: Der Arbeitsbereich wird luftdicht abgeriegelt, um Fasern nicht zu verbreiten.
- Spezieller Schutz: Arbeiter tragen Atemmasken und Schutzanzüge.
- Sicherer Abbau: Die Materialien werden vorsichtig entfernt und direkt in speziellen Behältern verpackt.
- Reinigung: Der gesamte Bereich wird gründlich gereinigt, um verbleibende Fasern zu entfernen.
Die Kosten hängen vom Umfang der Arbeiten ab und können bei einem Einfamilienhaus zwischen 2.000 und 10.000 Euro liegen.
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